Wenn der Mut gerade Urlaub macht….
Oder: Wer ist denn eigentlich gerade Kapitän an Bord?
“Retour-Kutsche” auf alle “Erfolgs-Matrix-Abheb-Vision-Erleuchtungs-Zielerreichungs”-Newsletter/Mails und Angebote, die gerade im Netz schwirren.
Menschenleben bewegen sich in Zyklen. Auf und Ab’s gibt es immer. Wohin die Reise auch geht, Wellen schlagen immer an den Bug, ob höher oder niedriger, das bestimmt die See. Aber was genau ist denn dann wichtig?
Einen Ausguck zu besetzen um zu sehen, ob es noch schlimmer wird?
Oder doch lieber zu schauen, dass man gut gerüstet ist, der Bug fest und stark, damit die Wellen abprallen. Egal wie hoch sie schlagen?
Ich bin für den verstärkten Bug. Der Ausguck interessiert doch gar nicht, denn was auf uns zukommt, können wir vielleicht sehen, aber nur dann beeinflussen, wenn das Schiff stabil genug ist.
Ok, der Bug. Fest und stark.
Mhhm. Und wie geht das dann?
Vielleicht mit einem Menschen an der Seite, der Nägel und Bretter bereit hält. Im übertragenen Sinn natürlich. Also eher: Eine Schulter zum anlehnen oder die offenen Augen und Ohren zum drüber reden, was die See gerade so mit dem Schiff treibt.
Oder die eigene Erinnerung an vergangene stürmische Fahrten, die auch (irgendwie) vorbei gegangen sind. Ja, vielleicht auch mal mit einem Mastbruch, oder mit ein paar Löchern im Segel. Na und?! Das Schiff fährt. Da wo es das Leben hintreibt oder steuert, wer weiß das schon. Wer will da auch eingreifen, wir können eh nur schauen, dass das Schiff gut gewartet ist, die Mannschaft parat steht und genügen Wasser und Nahrung an Bord sind. Und das wir wissen, ob wir gerade Besatzung sein wollen oder doch eher Kapitän.
Denn beides ist ok.
Jedes zu seiner Zeit und so lange es richtig und wichtig ist, das zu leben und zu sein, was man gerade ist.
Ach ja, und wenn an back-oder steuerbord gerade mal wieder ein Piratenschiff oder ein Vergnügungsdampfer vorbei schippern oder ziehen, die meinem Schiff gerade klar machen wollen, dass all die anderen Schiffe viel schöner, zielgerichteter, besser, toller größer oder erfolgreicher sind.
So what. Ich liebe meinen alten Kahn. Er begleitet mich seit langem. Er wird dann angestrichen, wenn es mir nach Nase steht, er bekommt bunte Segel, wenn ich das will oder für richtig halte oder wenn ich fühle, dass es ihm/mir gut tut. Nicht weil ein anderer das mit dem Megaphon in meine Richtung brüllt oder mit einer Video-Leinwand 30 Meter hoch in den Abendhimmel strahlt.
Anweisungen sind vergänglich. Innere Leitlinien, -pfade, -wege nicht.
Ja, wir machen vielleicht manchmal einen Umweg, einen längeren Zwischenhalt oder gar einen Irrweg. Wer sagt denn oder mag beurteilen, ob das richtig oder falsch ist? Wo liegen denn all die Lebenspläne zur Ansicht und zur Genehmigung aus? Diesen Ort gibt es faktisch nicht, außer wir richten ihn ein und lassen andere zu den Baumeistern unseres eigenen Lebens werden.
Sinnvoll – Gewiss nicht.
Praktisch – Sicherlich. Dann wenn man konform gehen will.
Will ich das gerade? NEIN.
Und Sie? Was wollen SIE wirklich?
Sie haben eine Kommentar dazu?
Michael Mary’s „Glückslüge“ , etwas älter schon, aber sehr passend.